Uhrenratgeber

Uhrengläser - So unterscheiden sich die verschiedenen Arten

von Zeitlounge Redaktion - 17 Jan, 2023

Sie glauben, dass das Uhrenglas Ihrer Uhr aus demselben Glas besteht wie Ihr Fenster? Anfang des 20. Jahrhunderts war dies noch so, allerdings setzten die jeweiligen Uhrenhersteller ab den 1930ern schnell auf eine andere Lösung: Kunststoff. Doch welches Glas bietet heutzutage langfristig am meisten Schutz vor Kratzern, Spuren, Dreck und Co.? 

Wir zeigen Ihnen, ob Hesalit-, Mineral- oder hochreines Saphirglas die bessere Wahl für Ihre Uhr ist und welche Merkmale diese Stoffe haben. Zudem erfahren Sie, welche speziellen Uhrengläser existieren und wo diese bei Armbanduhren vorkommen.

Aus welchen Materialien bestehen Uhrengläser?

Ob Kunststoff, Siliziumoxid oder Korund – an Armbanduhren können Sie nicht nur die aktuelle Uhrzeit ablesen, sondern auch die Qualität der verschiedenen Materialien. Von weich über mittel bis zu äußerst hart, viele Uhrenhersteller setzen auf Kunststoff-, Mineral- und Saphirgläser

Kunststoffglas

Uhrenglas aus Kunststoff ist auch als Acryl-, Hesalit- oder Plexiglas bekannt und besteht aus Polymethylmethacrylat (kurz: PMMA). Dieser Kunststoff ist relativ leicht und in etwa 50 Mal weicher als Saphirglas. Das macht ihn aufgrund seiner geringen Dichte anfälliger für Kratzer, wobei er jedoch über eine hohe Schlagfestigkeit verfügt. Zudem können feine Kratzer mit einer Polierpaste im Nu beseitigt werden, sodass die regelmäßige Reinigung dem Uhrenliebhaber den vollen Durchblick beschert. Ein besonderer Vorteil: Acrylglas spiegelt nicht. Das verbessert nicht nur die Ablesbarkeit des Zifferblatts, sondern vermeidet auch irritierende und störende Blendungen bei Sonnenschein. In feuchten und nassen Umgebungen kann es allerdings sein, dass Kunststoff in einem sehr niedrigen Ausmaß wasserdurchlässig, also osmotisch ist, Die Merkmale von Kunststoffgläsern sehen wie folgt aus:

  • Zeichnet sich durch seine Schlagfestigkeit, Bruchsicherheit und Robustheit aus (besonders im Vergleich zu Echtglas).
  • Ist UV-stabil und lichtdurchlässig.
  • Weist eine hohe Temperaturbeständigkeit auf (Hitze und Kälte im Innen- und Außenbereich).
  • Ist besonders pflegeleicht (feine Kratzer und Fingerabdrücke schnell entfernbar).
  • Es handelt sich um ein günstiges Glas (kann mit der Zeit schneller vergilben).

Mineralglas

Für Mineralgläser kommt Siliziumoxid (SiO²) zum Einsatz, das in seinem chemischen Aufbau dem Rauchquarz und dem Bergkristall ähnlich ist. Bei Uhrengläsern gilt es als “Normalglas”, da es aufgrund seines mittleren Härtegrads zwischen den Kunststoff- und Saphirgläsern angesiedelt ist. Das Mineralglas zählt zu den Flachgläsern, welches in flacher Form wie in Scheiben bei Fenstern vorliegt und ist im Vergleich zu Kunststoffglas etwa 20 mal härter. Der Härtegrad des Mineralglases liegt bei 400 Vickers, wobei gehärtetes Mineralglas in Form von Gorilla Glas eine Besonderheit darstellt. Dieses wird häufig bei berührungsempfindlichen Touchscreens eingesetzt, sodass viele Uhrengläser von Smartwatches einen höheren Härtegrad von 900 Vickers erzielen. Dabei ergeben sich für diese Glasart weitere Eigenschaften, die es zu einem wertvollen Schutz für das Uhrwerk macht:

  • Es gibt unbehandeltes und gehärtetes Mineralglas.
  • Erhitzung und Bedampfung als chemische Verfahren zur Verhärtung des Materials.
  • Besteht aus weiteren Oxiden wie Aluminium- und Boroxid.
  • Kommt auch in veredelter Variante bei Uhren vor.
  • Im Gegensatz zum Plexiglas ist Mineralglas zu 100 Prozent wasserundurchlässig.
  • Mineralglas kann brechen, während die Glassplitter das Uhrwerk beschädigen können.
  • Kratzer sind schwieriger zu entfernen als bei Acrylgläsern.

Saphirglas

Korund ist ein natürliches Mineral, aus dem Saphirglas hergestellt wird, das mit der Mohshärte 9 von 10 nach dem Moissanit und dem Diamanten das dritthärteste Material der Welt ist. Als Aluminiumoxid wird Korund mit dem Verneuil-Verfahren behandelt, sodass hochwertiges Saphirglas entsteht. Dabei kommt ein Flammschmelzverfahren zum Einsatz, das ursprünglich für die Rubinsynthese eingesetzt wurde. Saphire und Rubine sind Varietäten von Korund und verfügen über eine hohe Widerstandsfähigkeit. Saphirglas hat eine Dichte zwischen 3,95 bis 4,10 g/cm³ und zeichnet sich durch viele weitere Merkmale aus:

  • Saphirglas besteht aus weißem Korund, während es sich bei Rubinen um roten Korund handelt
  • Das Glas ist farblos und eignet sich daher perfekt zum Ablesen der Uhrzeit
  • Hohe Bruchsicherheit und Zugkraft sowie eine optimale thermische Stabilität
  • In einseitig oder zweiseitig entspiegelter Form verfügbar
  • Einseitige Entspiegelungen sind besonders kratzfest
  • Zweiseitige Entspiegelungen punkten damit, dass eine sehr gute Ablesbarkeit gewährleistet wird

Ob natürliches oder synthetisches Saphir – unter den Uhrengläsern gilt es in puncto Kratzfestigkeit und Qualität als das sicherste. So kommt es nicht nur bei Deckgläsern und Sichtböden zum Einsatz, sondern auch bei Zifferblättern, Lünetten, dem Gehäuse und Co. 

Weitere spezielle Uhrengläser

Unter den Uhrengläsern gibt es Mischformen, wie beispielsweise Mineralgläser mit Saphirbeschichtung. Das entsprechende Glas besteht im Kern aus Siliziumoxid und ist gehärtet, während die Oberfläche mit Saphir beschichtet ist. Durch den edlen Eindruck ist diese Variante für Uhrenfans der ideale Kompromiss, wenn es um ein gutes Preis-Leistungsverhältnis geht. Allerdings unterscheiden sich saphirbeschichtete Mineralgläser in ihrer Kraftfestigkeit von herkömmlichen Mineralgläsern nur minimal. Sollte Ihr Modell jedoch die Bezeichnung Gorilla Glas tragen, können Sie darauf setzen, dass dieses in etwa um bruchsicherer als ein Mineralglas ist. Es setzt sich aus Silikaten von Alkalimetallen zusammen, das die Lebensdauer des Materials erhöht. 

Fazit

Bis ins 21. Jahrhundert wurden immer mehr hochwertigere Materialien für Uhrengläser verwendet, um das feine Uhrwerk der Uhr zu schützen. Die Qualität von Acryl-, Mineral- und Saphirglas spiegelt sich dabei nicht nur auf dem transparenten Glas wider, sondern zeigt sich auch im Inneren des Werkstoffes – eine enorme Zugkraft und hohe Bruchsicherheit. Der Vorteil: weniger Kratzer und eine verbesserte Langlebigkeit. Bei den besonders hochwertigen Saphirgläser sind jedoch einmal entstandene Kratzer schwieriger zu entfernen als bei Kunststoff- oder "Normalgläsern”. Durch regelmäßige Pflege und Wartung können somit auch Kunststoffgläser zu treuen Begleitern werden, die das Innere der Uhr schützen. 

Ganz gleich, ob glasklare Acryl-Qualitätsgläser oder extrem harte Saphirgläser – vergessen Sie nicht, Ihre Uhr zu reinigen, um eine hohe Lebensdauer für Ihr Lieblingsaccessoire zu erreichen. Neben diesem Ratschlag geben Ihnen unsere Uhrenexperten auch gerne weitere Tipps mit auf den Weg, wenn Sie das passende Uhrenglas und die gewünschte Variation finden wollen. Verschiedene Größen gibt es auf Anfrage.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wie können Kratzer auf dem Uhrenglas beseitigt werden?

Sie können das Uhrenglas mithilfe eines Hausmittels wie zum Beispiel Spülmittel, das in einer kleinen Menge auf ein lauwarm angefeuchtetes Tuch geträufelt wird, schonend von leichten Kratzern befreien. Es empfiehlt sich auch eine spezielle Polierpaste bzw. bei sehr hochwertigen Uhrengläsern die professionelle Politur beim Uhrmacher. 

Welches Uhrenglas ist das beste gegen Kratzer?

Hochpräzise Uhrengläser wie Saphirgläser sind für ihre Kratzfestigkeit bekannt, da speziell hergestellter Saphir zu den härtesten Werkstoffen auf der Welt zählt. In gängigen Größen bietet das Material einen hohen Schutz für Uhrengläser und ist auch in zahlreichen weiteren Größen lieferbar.

Wie entsteht Glas bei einer Uhr?

Glas wird durch große Hitze mithilfe von natürlichem Quarzsand hergestellt. Neben diesem Sand gehören auch Dolomit-, Sulfat-, Kalk- und Sodapulver zu den Hauptzutaten der professionellen Glasherstellung in einer Glasfabrik.

Was ist der Unterschied zwischen Hesalit-, Mineral- und Saphirglas?

Hesalitglas besteht aus Polymethylmethacrylat (PMMA) und ist auch als Acryl-, Hesalit- oder Plexiglas bekannt. Es ist relativ leicht und weich, und anfällig für Kratzer, aber es hat eine hohe Schlagfestigkeit und kann leicht gereinigt werden. Mineralglas besteht aus Siliziumoxid (SiO²), ähnlich dem Rauchquarz und Bergkristall. Es ist härter als Hesalitglas, aber es kann schneller vergilben und hat eine geringere Schlagfestigkeit. Saphirglas besteht aus Saphir und ist das härteste und am meisten kratzfeste der drei. Es ist jedoch auch das teuerste und schwerste.

Was ist der Vorteil von Kunststoffglas?

Uhrenglas aus Kunststoff (Acryl-, Hesalit- oder Plexiglas) ist leicht, schlagfest und bruchsicher. Es hat eine hohe Schlagfestigkeit und kann leicht gereinigt werden. Es spiegelt nicht und verbessert die Ablesbarkeit des Zifferblatts. Es ist UV-stabil und lichtdurchlässig und hat eine hohe Temperaturbeständigkeit.

Was ist der Nachteil von Kunststoffglas?

Ein Nachteil von Uhrenglas aus Kunststoff ist, dass es in feuchten und nassen Umgebungen in einem sehr niedrigen Ausmaß wasserdurchlässig sein kann. Es ist auch anfälliger für Kratzer als härtere Materialien und kann mit der Zeit schneller vergilben.

Was ist der Vorteil von Uhrenglas aus Mineralglas?

Uhrenglas aus Mineralglas hat eine höhere Härte als Hesalitglas und ist resistenter gegenüber Kratzern. Es hat jedoch auch eine geringere Schlagfestigkeit und kann schneller vergilben.

Was ist der Vorteil von Uhrenglas aus Saphirglas?

Uhrenglas aus Saphirglas ist das härteste und am meisten kratzfeste der drei Materialien. Es ist jedoch auch das teuerste und schwerste. Es hat eine sehr hohe Härte und Kratzfestigkeit und bietet somit den besten Schutz für die Uhr.